Leider wird der Renntag bei uns am 5. Mai 2024 von einem tragischen Vorfall überschattet. Meerchenprinz kam im zweiten Rennen des Tages während des Galopps auf der Gegengerade ins Straucheln und stürzte sehr unglücklich. Er wurde durch die Veterinäre und die Pferdeambulanz unmittelbar versorgt. Leider konnte ihm nicht mehr geholfen werden, sodass er erlöst werden musste.
Für die Besucher vor Ort und die Zuschauer im Livestream gab es eine Durchsage mit der Information, dass es einen Unfall gab und das Pferd durch die Veterinäre behandelt wird. Nach Rücksprache mit den Besitzern von Meerchenprinz haben wir aus Rücksicht vor ihnen und dem Team von weiterer Kommunikation abgesehen. Am Abend nach dem Renntag hat der betroffene Trainingsstall dann in den eigenen Worten Abschied von Meerchenprinz genommen und einen Text auf den eigenen Kanälen veröffentlicht.
Auch wir als Rennverein sind persönlich sehr betroffen und versuchen die Vorkommnisse aktuell zu verarbeiten. Meerchenprinz wurde auch auf der Rennbahn Düsseldorf trainiert und hatte seine Box in unserer Trainingszentrale. Jedes einzelne Schicksal mit einem solchen Ende ist tragisch, aber in diesem Fall nimmt es uns aufgrund der persönlichen Verbindung besonders mit. Wir sind sehr dankbar, dass der Großteil der Reaktion uns gegenüber von Mitgefühl geprägt sind und ein solch ernster Vorfall aktuell überwiegend mit der gebotenen Ernsthaftigkeit, Sachlichkeit und Ruhe besprochen wird.
Selbstverständlich stellt man sich selbst nach einem solchen Vorfall auch die Frage, ob ein Fehlverhalten vorliegen könnte und analysiert die Situation. Für die Sicherheit von Pferd und Reiter werden sowohl in den Rennställen, als auch auf den Rennbahnen alle erforderlichen Maßnahmen getroffen. Dazu gehören verpflichtende Untersuchungen und Freigaben durch einen unabhängigen Tierarzt von jedem Pferd vor Trainingsbeginn und vor dem ersten Start. Zudem werden alle Pferde an jedem Renntag durch einen Tierarzt in Augenschein genommen und müssen vor dem Start eine gewisse Strecke galoppieren, um die Bewegung im Galopp auf eventuelle Lahmheiten zu prüfen. Es wird eine Null-Toleranz-Strategie gegen Doping betrieben mit regelmäßigen Kontrollen in allen Rennen.
Die Rennbahnen selbst werden gewissenhaft gepflegt. Zu Saisonbeginn erhält jede Bahn eine Überprüfung durch eine Fach-Kommission. An den Tagen vorher und am Renntag selbst wird die Bahn durch das Rennbahn-Team genau überprüft und steht auch den Aktiven für eigene Begehungen offen. In kritischen Fällen, z.B. durch problematische Witterung, wird eine Experten-Kommission von Rennleitung, Jockeys und Trainern gebildet, die gemeinsam entscheidet. Nach dem Unfall wurde die Unfallstelle kontrolliert und keine Auffälligkeiten wie Löcher oder sonstige Ursachen gefunden. Umso tragischer ist es, dass das letzte Risiko auch durch diese umfassenden Sicherheitsmaßnahmen nicht zu 100% ausgeschlossen werden kann. Wie es der betroffene Rennstall in seinem Text geschrieben hat, kann ein solcher Unfall auf der Koppel, beim Ausreiten oder in allen sonstigen Situationen mit Pferden passieren – auch wenn das gerade nicht über die aktuellen Gefühle hinweghilft.
Ohne den tragischen Vorfall relativieren zu wollen, gibt der Blick auf die Deutschlandweite Statistik von Unfällen im Galopprennsport zumindest etwas Sicherheit bei der Versachlichung. Die Quote der tödlichen Verletzungen während eines Renntages variierte hier in den Jahren 2020 bis 2023 von 0,02 bis 0,11 Prozent aller durchgeführten Starts.
Die Galopprennen sind die Leistungsprüfungen für die Vollblut-Zucht und ohne sie wird es keine Vollblüter mehr in Deutschland geben. Wir wissen auch, dass ein solcher Vorfall Wasser auf den Mühlen derer ist, die ein Verbot von Galopprennen, sonstigem Pferdesport oder auch dem Reiten und der domestizierten Pferdehaltung allgemein sind. Unser gesamtes Team besteht aus Pferde-Menschen. Wir wollen uns ein Leben ohne diese liebevollen, charakterstarken und edlen Tiere nicht vorstellen und tun alles in unserer Macht Stehende, ihnen ein artgerechtes und würdevolles Leben zu ermöglichen.
Unsere Gedanken sind bei Meerchenprinz und seinen betroffenen Menschen.
