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Lancade gewinnt den Galopp-Klassiker


Lancade siegt auf der Grafenberger Rennbahn mit dem Niederländer Adrie de Vries im Sattel beim zum 100. Mal ausgetragenen Rennen 1000 Guinees. Der 50 Jahre alte Jockey löste die Aufgabe in aller Seelenruhe und war nach dem Rennen gerührt.

Als vor einigen Monaten der Meldeschluss für die 1000 Guineas, den Klassiker auf der Grafenberger Rennbahn anstand, fehlte der Name Lancade in der Liste. Trainerin Yasmin Almenräder aus Mülheim/Ruhr hielt sie damals noch für nicht gut genug, doch hatte sich das Pferd derart stark verbessert, dass sie sich am Montag zu einer ungewöhnlichen Entscheidung durchrang: Sie meldete Lancade nach und wurde mit einem überraschenden Sieg am Sonntag belohnt. Doch das kostete, 6250 Euro, zehn Prozent der Gesamtgewinnsumme, weil sie ursprünglich nicht in der Liste war. „Die Trainingsleistungen waren sehr gut, deshalb haben wir es riskiert“, meinte Yasmin Almenräder, „die Besitzer haben auch mitgezogen.“

Hinter dem Eignernamen Stall Raffelberg stehen gleich 16 Personen, darunter mehrere Vorstandsmitglieder des Mülheimer Rennvereins, die sich Lancade bei einer Auktion in Baden-Baden für 17.000 Euro gekauft haben. „Sie war damals noch ziemlich klein, aber hatte eigentlich alles, was für ein Rennpferd wichtig war“, erinnert sich Almenräder an den Kauf. Lancade wuchs und wurde besser und besser, gewann im Mai in Grafenberg und sorgte jetzt für das Highlight ihrer Karriere. „Eigentlich“, so hieß es aus Besitzerkreisen, „haben wir sie gekauft, um sie später mal zu verkaufen.“ Das wird sicher auch der Fall sein, aber für einen deutlich höheren Preis als einst bei der Auktion.

Zugute kam Lancade ein überlegter Ritt von Adrie de Vries. Der 50 Jahre alte Routinier aus den Niederlanden, seit dieser Saison am Almenräder-Stall, löste die Aufgabe in aller Seelenruhe und war nach seinem ersten Treffer in diesem zum 100. Mal ausgetragenen Klassiker auch durchaus gerührt. „Das war ein Sieg für das ganze Team“, gab er an ihn gerichtete Komplimente zurück, zudem die Stute im Führring ausrutschte und für eine Schrecksekunde sorgte. Im Ziel war es ein durchaus bequemer Vorsprung auf No Limit Credit, die sich gerade noch vor der heranfliegenden Favoritin Rose of Kildare ins Ziel rettete. Die hoch gewettete Gaststute aus England hatte ein denkbar unglückliches Rennen, fand eigentlich nie eine gute Position. „Zweiter wäre ich leicht geworden“, meinte sein Reiter Ioritz Mendizabal, aber so ganz optimal agierte der Franzose auf seinem Pferd nicht unbedingt.

Dreijährige Stuten waren auch im zweiten wichtigen Rennen des Tages dabei, im BMW Preis Düsseldorf, indem für den Henkel-Preis der Diana in sechs Wochen geprobt wurde. Und mit Elle Memory gab dabei ein Pferd ihre Visitenkarte gab, die man auch im Klassiker Anfang August ganz oben auf der Rechnung haben sollte. In einer knappen Entscheidung setzte sich die von Peter Schiergen in Köln trainierte Stute unter dem Franzosen Lukas Delozier gegen Sister Lulu mit Martin Seidl im Sattel durch. Schon ihre Mutter Elle Danzig war für das Gestüt Wittekindshof vor vielen Jahren ein erstklassiges Rennpferd, „wenn die Tochter halb so gut wird, dann wären wir schon sehr zufrieden“, untertrieb Schiergen.

Von den Diana-Plänen verabschieden muss sich wohl der Stall Grafenberg von Albrecht Woeste, denn seine Sidona verabschiedete sich Mitte der Zielgeraden aus dem Vordertreffen und enttäuschte einmal mehr. Zwei Jockeys teilten sich die Siege an diesem Tag auf: Lukas Delozier und der amtierende Deutsche Meister Bauyrzhan Murzabayev. Drei Rennen gewann der Kasache an diesem Tag, baute seine Führung in der aktuellen Bestenliste weiter aus.

Text: Daniel Delius

21.06.2020